Vor einigen Tagen habe ich euch die wichtigsten Siegel bezüglich Bio Lebensmittel vorgestellt. Im heutigen Beitrag geht es um dieselbe Thematik, jedoch um den Schwerpunkt nachhaltige Textilien. Der noch ausstehende dritte Teil, bezüglich Naturkosmetik wird der abschließende Beitrag zu meiner Siegel Dschungel Reihe sein.
Die Textilbranche beschäftigt sich wie auch alle anderen nachhaltigen Branchen sehr viel mit Alternativen. Ich bin ganz begeistert was es diesbezüglich bereits am Markt gibt, von Bio Wolle über recyceltes Polyester bis hin zu veganem Leder. Aber auch hier gibt es eine große Anzahl an Siegel und Zertifizierung welche die Standards der Herstellung, Weiterverarbeitung, etc. festlegen.
Um euch diesbezüglich einen Überblick zu verschaffen, hier die gängigsten Siegel und Zertifizierungen:
Global Organic Textile Standard (GOTS)
Das GOTS-Siegel gibt es seit 2008 und es ist eine der wichtigsten Zertifizierungen in der Textilbranche. Es werden die Bereiche Herstellung, Konfektion, Verpackung, Kennzeichnung, Handel und Vertrieb abgedeckt. Des Weiteren umfasst es sowohl soziale als auch ökologische Standards und ist international anerkannt.
• alle Textilien müssen aus mindestens 70% Naturfasern bestehen, welche aus kontrolliert biologischem Anbau stammen (maximal 30% der Fasern dürfen aus konventionellem Anbau oder synthetischen Fasern stammen, allerdings nur aus gentechnikfreiem Anbau)
• Verzicht von Schwermetallen oder Chlor
• Polyester muss aus recyceltem Material bestehen
• chemischen Zusätze (z.B. Farbstoffe) müssen bestimmten ökologischen Kriterien entsprechen
• umweltfreundliche und ressourcenschonende Produktion
Die sozialen Standards der „International Labour Organization“ (ILO) bilden den Mindestanspruch der GOTS-Standards. Zu diesen gehören folgende:
• sichere Arbeitsbedingungen
• keine Kinderarbeit
• Mindestlöhne
• Versammlungsfreiheit und Tarifverhandlungen
• keine Diskriminierung
Nur Naturfasern können GOTS zertifiziert werden, das schließ Stoffe wie recyceltes Polyester oder Tencel aus!
Fair Wear Foundation (FWF)
Die Fair Wear Foundation, mit Sitz in Amsterdam wurde 1999 gegründet und ist eine unabhängige Nonprofit-Organisation, welche mit Unternehmen und Produktionsstätten zusammenarbeitet, Ziel ist es die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche zu verbessern. Alle Mitglieder sind verpflichtet an einem Verbesserungsprozess teilzunehmen, um den Standard im Laufe der Zeit entsprechen zu können. Dafür wird ein jährlicher Zyklus an Kontrollen, Verbesserungsvorschlägen und deren Umsetzung durchgeführt.
Der Standard setzt folgende Richtlinien:
• Versammlungsfreiheit
• Mindestlöhne
• sichere Arbeitsbedingungen
• Arbeitsverträge
• keine Zwangsarbeit
• keine Diskriminierung
• keine Kinderarbeit
Social Accountability 8000 (SA 8000)
Die Norm SA 8000 ist ein internationaler Standard mit dem Ziel, Arbeits- und Sozialbedingungen zu verbessern. Entwickelt wurde dieser Standard 1997 von einer amerikanischen Nichtregierungsorganisation „Social Accountability International“ (SAI) mit Sitz in New York.
Folgende Standards werden definiert:
• Einhaltung der Mindeststandards im Bereich Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit
• Erlaubnis von Gewerkschaften
• geregelte Arbeitszeiten
• Mindestlöhne
• keine Zwangsarbeit
• keine Diskriminierung
• keine Kinderarbeit
Standard 100 by ÖKO-TEX
Der Öko Tex Standard wurde zu Beginn der 1990er Jahre gegründet und ist ein Gesundheitslabel der Internationalen Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie mit Sitz in Zürich/ Schweiz. Der Standard steht für schadstoffgeprüfte Textilien und Endprodukte, welche getestet und als gesundheitlich unbedenklich für den Endkonsumenten eingestuft wurden. Die Produkte müssen frei sein von Schadstoffen, die gesetzlich verboten und reglementiert sind wie Azo-Farbstoffe, Formaldehyd, Pentachlorphenol, Cadmium und Nickel. Auch gesundheitsschädliche Chemikalien, für die es keine explizite gesetzliche Regelung gibt, beispielsweise Pestizide, dürfen nicht in den Textilien gefunden werden. Zusätzlich wird auf einen hautfreundlichen pH-Wert und auf Farbechtheit getestet.
Dabei wird zwischen vier verschieden Produktklassen unterschieden (abhängig vom Verwendungszweck):
• Produktklasse I umfasst Artikel für Babys und Kleinkinder bis zu drei Jahren, dazu zählen Unterwäsche, Strampler, Bekleidung, Bettwäsche und Frottierwaren.
• Produktklasse II sind hautnah verwendete Artikel wie Unterwäsche, Bettwäsche, T-Shirts oder Strümpfe.
• Produktklasse III sind hautfern verwendete Artikel wie beispielsweise Jacken oder Mäntel.
• Produktklasse IV umfasst Ausstattungsmaterialien wie Vorhänge, Tischdecken oder Polsterbezüge.
Damit die Produkte das Siegel tragen dürfen müssen sämtliche Bestandteile eines Artikels den geforderten Kriterien entsprechen – neben dem Oberstoff beispielsweise auch die Nähgarne, Drucke etc. sowie nicht-textiles Zubehör wie Knöpfe, Reißverschlüsse, etc.
Business Social Compliance Initiative (BSCI)
Die BSCI wurde 2003 gegründet und ist eine gemeinnützige Unternehmensvereinigung mit Sitz in Brüssel, Ziel der Initiative ist die weltweite Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Mitglieder der BSCI verpflichten sich zur Umsetzung des Verhaltenskodex in ihrer gesamten Lieferkette.
Die folgenden Punkte umfassen den BSCI Standard:
• sichere Arbeitsbedingungen
• Mindestlöhne
• Antidiskriminierung
• Versammlungsfreiheit
• geregelte Arbeitszeiten
• keine Kinderarbeit
• keine Zwangsarbeit
Fairtrade
Fair Trade steht für einen fairen, kontrollierten Handel, der die Existenz der Erzeuger von Rohstoffen und gehandelten Produkten sichert. Der Standard garantiert eine ökologisch korrekte Produktions- und Lieferkette. Dabei werden alle Rohstoffe bis hin zum Endprodukt unter menschenwürdigen Bedingungen verarbeitet und zu fairen Konditionen entlohnt. Dafür werden Mindestpreise für bestimmte Güter festgelegt, welche über den jeweiligen Marktpreis liegt. Dadurch wird den Erzeugern ein beständiges, faires Einkommen gesichert. Darunter versteht man, dass sie davon nicht nur ihr Überleben finanzieren können, sondern auch zum Beispiel Schulbildung wahrnehmen können, ihre Kinder zur Schule schicken können, im Krankheitsfall sich Hilfe leisten können, etc. Im Gegenzug dazu sollen sie die strikten Qualitäts-, Umwelt- und Sozialstandards sichern, welche weltweit gelten. Dazu zählt zum Beispiel, keine Kinderarbeit, feste und regelmäßige Arbeitszeiten, das Versammlungsrecht, pünktliche Gehaltsauszahlung. Zudem werden langfristige Partnerschaften zwischen Produzenten in den Exportländern und internationalen Händlern angestrebt. Für diesen Standard wird das Fair Trade Gütesiegel vergeben.
Bluesign
Der Bluesign Standard wurde im Jahr 2000 von Textil- und Chemieexperten in der Schweiz gegründet, Ziel ist es die Umwelteinflüsse der Textilindustrie zu verringern. Dafür prüft Bluesign die Verwendung von Chemikalien, bei synthetischen Fasern den gesamten Produktionszyklus und bei Naturfasern erst ab der Fasergewinnung. Dabei werden besonders umweltbelastende Substanzen ausgeschlossen und Richtlinien für den Gebrauch von Chemikalien festgelegt sowie kontrolliert. Der Standard orientiert sich an den weltweiten Verbraucher- und Umweltschutzstandards.
Folgende Punkte werden dabei berücksichtigt:
• Konsumentenschutz
• Abwasser
• Abluft
• Arbeitssicherheit
• Ressourcenproduktivität
Better Cotton Initiative (BCI)
Die Better Cotton Initiative wurde 2005 in Genf gegründet und setzt sich aus Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sowie Unternehmen aus der Textilbranche zusammen. Das BCI Siegel wird im Einkauf zwischen Unternehmen genutzt, Endprodukte werden von BCI nicht zertifiziert. Ziel ist es die weltweite Baumwollproduktion nachhaltiger und transparenter zu machen. Dafür werden Baumwollfarmer gefördert und geschult. Die Anbaubetriebe müssen Einstiegskriterien erfüllen und laufende Verbesserungen nachweisen.
cradle to cradle
Bei cradle to cradle handelt es sich um Designkonzept, welches in den 1990er Jahren in Hamburg entwickelt wurde. Es steht für Innovation, Qualität und gutes Design. Dabei liegt der Fokus auf dem Kreislaufkonzept, dabei werden unbedenklich kreislauffähige Materialien verwendet. Die Vision ist eine abfallfreie Wirtschaft entstehen zu lassen. Dabei verwenden Unternehmen keine gesundheits- und umweltschädlichen Materialien mehr und alle Stoffe sind Nährstoffe für natürliche Kreisläufe oder geschlossene technische Kreisläufe. In der Umsetzung bedeutet das: kompostierbare Textilien, essbare Verpackungen, reine Kunststoffe und Metalle, welche unendlich oft für denselben Zweck wiederverwendet werden können…
Textilien durchlaufen einen Kreislauf aus Nutzung und Wiederverwendung, in dem sie vollständig und ohne Entstehung von Abfall verwertet werden.
Auf folgende Punkte wird dabei eingegangen:
• Materialgesundheit der eingesetzten Inhaltsstoffe
• Kreislauffähigkeit des Produktes im technischen oder biologischen Kreislauf
• Nutzung von erneuerbaren Energien
• Verantwortungsvolles Wassermanagement
• Einhaltung sozialer Standards.
Earth Positive
Der Earth Positive Standard wurde von Continental Clothing Co und dem Carbon Trust entwickelt, um Baumwollkleidung ohne schädliche Auswirkungen auf Boden, Wasser, Menschen und das Klima zu produzieren. Durch die Kombination verschiedener Maßnahmen kann eine 90% Reduzierung von CO2 erreicht werden.
Alle EarthPositive Textilien werden Fair gehandelt und sind aus Biobaumwolle. Für die klimafreundliche Produktion wird Energie aus erneuerbaren Energieressourcen genutzt und die Textilien werden in PVC-freien Verpackungen und 100% wiederverwertbaren Karton geliefert.
Als Informationsplattform kann ich euch folgende Seiten empfehlen:
https://www.siegelklarheit.de/home#textilien
Hier findet ihr Informationen und Bewertungen zu Siegel aus allen Bereichen.
Sollte ich etwas vergessen haben oder ihr euch eine Ergänzung wünschen lasst es mich wissen!
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